Jazz

»We are here for you«

Gastautor

Die zurzeit angesagteste Jazz-Saxofonistin Lakecia Benjamin begeistert im Botanischen Garten zur Eröffnung des 31. Augsburger Jazzsommers am 5. Juli das Publikum mit einer explosiven Mischung aus Cool Jazz und Spoken Art.

Wie anders könnte eine Königin des Jazz die Bühne stilvoll betreten als über einen Teppich, gewoben aus den Klängen ihrer herausragenden Bandmitglieder? Zaccai Curtis am Piano, Ivan Taylor am Bass und E.J. Strickland am Schlagzeug verdichten zu Beginn des Konzerts diesen Teppich derart, dass Lakecia getragen vom Applaus des Publikums förmlich in den Rosenpavillon schwebt. Und als wolle sie die positiv geladenen Jazz-Teilchen über den ganzen Botanischen Garten hinein in die Herzen der Zuhörenden verteilen, pustet sie sich schon zu Beginn kraftvoll die Seele aus dem Leib.

Dieser beeindruckende Auftakt setzte sofort einen Begeisterungssturm beim Publikum in Gang, der bis zum Schluss nicht mehr enden wird.

»We are all the same. We come in love and in peace«

Lakecia weiß, wie sie die Jazz-Liebhaber*innen in ihren Bann ziehen kann. Ohne jegliche Distanz zum Publikum, ohne Star-Allüren oder Überheblichkeit präsentiert sie ihr aktuelles Album »Phoenix«, das ihr auch den Deutschen Jazzpreis 2023 in der Kategorie »Blasinstrument international« eingebracht hat.

Sie schäkert zwischen den Songs immer wieder mit den Besucher*innen, gibt klar zu verstehen, wie sehr sie sich über diesen Auftritt freue und vergleicht den Spielort sogar mit Orten ihrer Heimatstadt New York. Die Nähe zu ihren Fans ist ihr wichtig, das spürt man.

Amazing Grace

Neben ihren eigenen Kompositionen fließen auch Klassiker des Jazz-Kanons mit ein. »Amazing Grace« zum Beispiel erklingt in einer unglaublich intensiven Interpretation. Und da ist noch ihr großes musikalische Vorbild, John Coltrane. Gleich zwei Stücke spielt sie überzeugend an diesem Abend: »Jubilation« und »Love Supreme«.

Zudem beherrscht sie das Genre »Spoken Art«. So wird aus einem Text von Angela Davis das Stück »Amerikkan Skin«. Diese Nähe zu den starken Frauenstimmen Amerikas zeigt auch die politische Seite der Ausnahmemusikerin. In der Unterhaltungsbranche ein gewagter Spagat, den diese emanzipierte, starke und kluge Frau überzeugend meistert.

Nach 80 Minuten endet ein Konzert, das besser nicht hätte sein können. Dieser Auftakt macht Lust auf mehr davon: mehr Jazz, mehr Diversität, mehr Mut bei der Programmplanung. Ein Anfang ist dank Tilman Herpichböhm als Kurator des Jazzsommers gemacht. Der Erfolg dieses Abends sollte aber als Signal verstanden werden, nächstes Jahr noch mutiger zu buchen. Lassen wir uns überraschen!

Der 31. Internationale Jazzsommer geht noch bis 9. August und bietet neben den Konzerten im Botanischen Garten auch Highlights bei den Konzerten im Brunnenhof. Und in der Kresslesmühle stehen im Juli auch vier Jazz-Acts auf dem Programm. Hingehen!

 

www.augsburger-jazzsommer.de

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