Mit »Rafi, Judenbub« schließt Rafael Seligmann seine Romantrilogie ab. »Lauf, Ludwig, lauf« handelt von der Kindheit und Jugend seines Vaters Ludwig in Ichenhausen und seiner Flucht 1934 nach Tel Aviv. »Hannah und Ludwig« berichtet über die Heirat 1940 und die Geburt des Sohnes Rafael 1947. 1957 kehrte die Familie nach Deutschland zurück – in die „alte Heimat“.
Ludwig fährt nach Ichenhausen, um das Grab seines Großvaters zu besuchen. »Die jüdische Gemeinde unserer Stadt ist ausgelöscht.« Rafael erlebt in München alte antisemitische Lehrer. Hannah: »Niemand wollte uns in diesem Land.« Ludwig versucht, sich eine Existenz aufzubauen.
1961 wurde Rafi auf seine Bar Mizwa, das Fest der religiösen Mündigkeit, vorbereitet. Teil der Feier war u.a. der erste Mord der Menschheit, der Mord Kains an Abel. Zugleich fand in Jerusalem der Eichmann-Prozess statt. »Die Frage, ob nicht in jedem Menschen ein Mörder steckte, ließ mich seither nie mehr los.«
Als Ludwigs Mutter starb, fiel dieser in ein tiefes Loch. Er war schon vorher krank und bald seine Arbeit los. Rafael schaffte die Mittlere Reife und später das Abitur.
1970 brannte die Synagoge in der Reichenbachstraße. Die Brandstifter »wurden nie ermittelt«. Am 5. September 1972 überfielen Terroristen während der Olympiade das Quartier der israelischen Mannschaft. Alle Geiseln wurden umgebracht. »War man als Jude allenthalben Freiwild für Mörder und Verbrecher?«
Rafael studierte Geschichte und machte seine Magisterarbeit. Dazu saß er viel im Institut für Zeitgeschichte. Das Studium selbst fand an der LMU statt. Sein Bericht dazu liest sich ungeheuer spannend.
Am 20. Juli 1975 starb Rafaels Vater. »Zwei Tage darauf wurde er auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München beerdigt.« Hannah erlebt noch die Geburt von ihrem Enkel Ludwig im August 1981. Sie starb am 14. Januar 1990. »Hannah ruht an der Seite Ludwigs«, schreibt Rafael Seligmann. Ihm ist ein wichtiges Buch gelungen.
Hier finden Sie die weiteren Rezensionen zu Rafael Seligmanns Familientrilogie:
»Hannah und Ludwig«: Existenzkampf, Liebe, Kriegsgeschrei
https://a3kultur.de/positionen/existenzkampf-liebe-kriegsgeschrei
»Lauf, Ludwig, lauf«: Jugend zwischen Fußball, Synagoge und Existenzkampf
https://a3kultur.de/positionen/jugend-zwischen-synagoge-fussball-und-exi...
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