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Niemand ist eine Insel

a3kultur-Redaktion

Keine Angst vor großen Titeln: Was sich als »The Illusion of Separation« im Grandhotel Cosmopolis bedeutungsschwanger nähert, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als farben- und lebensfrohe, sehr gemischte Sammlung von kreativem Schaffen in all seinen Ausdrucksformen.

Dem Aufruf auf Instagram folgten Dutzende Bewerbungen. Nicht nur ausgebildete oder auch in Ausbildung befindliche Künstler*innen aus der Region, auch Vertreter*innen der sogenannten »Outsider Art« fanden unter der Hand von Kuratorin Hélène-Anaïs Ndombi Ene, genannt »Nell« und Organisator Fabiano Martucci den Weg an die Wände im Foyer und den Gasträumen (darunter der neu gestaltete »Astronautenraum«) des Grandhotel Cosmopolis.

Felix Niemeyers mit WebGL erstellte »Space Crystals« sind eine durchaus positive Utopie von schwebenden Städten, die sich in traumhaft schönen Farben auf dem Monitor auffächern. Solche Städte wären in Wirklichkeit eine Jahrhundertaufgabe und würden die Bündelung kreativer und finanzieller Kräfte des gesamten Globus erfordern. Der Traum von einer Zusammenarbeit, in der territoriale Grenzen keine Rolle spielen dürfen.

Die 25jährige Maria Ivanova floh mit ihrer Mutter aus der Ukraine und fand Zuflucht im Grandhotel. Nicht Künstlerin, Politikwissenschaftlerin wollte und will sie werden – ein Ziel, das bedingt durch den Krieg zunächst in weite Ferne gerückt ist. Trost fand sie in der Malerei. Ihre Bilder sind ein Fanal aus Licht und Farbe in wenig rosigen Zeiten.

Die jüngste Künstlerin im Bunde ist gerade einmal sieben Jahre alt. Asukas Bilder sind eine Explosion unbändiger kindlicher Energie, die mit entschlossenem Farbauftrag die Leinwände füllt.

Viel, vielleicht zu viel kann man in die Bilder und ihre Zusammenstellung hineinlesen. Das soll hier nicht erfolgen. Aber der Hinweis auf die spürbare, manchmal rührend naive kreative Energie, auch abseits der großen Kunsthallen, die weder Alter noch Geschlecht noch Herkunft kennt.

Eine kleine Ausstellung, die erfreulicherweise nicht zu einer der vielen »Lesesaal-Ausstellungen« dieser Tage geraten ist, und die nicht mit Glamour aufwartet, ja, sich teilweise sogar bewusst ein wenig schäbig gibt (z.B. wenn Niemeyer seine Hi-End-Animationen mit schief ausgeschnittenem Pappkarton umrahmt), aber dafür liebevoll das ganze Spektrum an Gefühlen und Weltsichten aufzeigt, und die jede/n ihrer Teilnehmer*innen ernst nimmt.

Die Ausstellung im Besucherbereich des Grandhotel Cosmopolis ist noch bis 31. März zu den üblichen Öffnungszeiten (täglich außer Sonntag, von 10–22 Uhr) zu sehen. Es gibt heiße und kalte Getränke und Kuchen auf Spendenbasis.

www.grandhotel-cosmopolis.org/de