Georg Büchners fragmenthaftes Werk ist eines der am meisten adaptierten Stücke der deutschen Theatergeschichte. Die Inszenierung im Augsburger City Club bleibt erstaunlich nah am Original. Leerstellen werden aufgefüllt, das Stück in eine ordentliche Chronologie gebracht, die Personen auf die wesentlichen gekürzt, doch wirklich Neues gibt es kaum. Die Ausnahme ist die Rolle der Schauspielerin Anja Neukamm. Sie verkörpert die Gedanken, das Unterbewusstsein, ja den Wahn, die das Geschehen stets begleiten. Eine gelungene Ergänzung, zumal Neukamm eine herausragende Performance abliefert. Besonders im Gedächtnis bleibt auch der titelgebende Woyzeck. Schauspieler Martin Schülke lebt seine Figur. Er schafft es, dessen Verletzlichkeit darzustellen, Mitleid zu erregen, ohne dabei die verborgene Stärke der Figur und ihren Kampfeswillen aus den Augen zu verlieren. Für mich zeigt Schülke die beste Woyzeck-Darbietung, die ich bisher sehen durfte.
Die Schauspielkunst des gesamten Ensembles ist durchweg lobenswert. Die eigentliche Inszenierung des Dramas bleibt dahingegen ein wenig auf der Strecke. Sowohl Namensgebung als auch Spielstätte lassen auf eine moderne Adaption hoffen. Sie bleibt jedoch zu klassisch, zu altmodisch, um ganz zu überzeugen. Bei einem Stück solcher Größe stellt sich letztlich die Frage, was eine neue Produktion noch beitragen kann. In diesem Fall bleibt die Antwort eher schlicht. Wer sich daran nicht stört, kann sich jedoch auf wirklich überzeugende Schauspielkunst freuen.