Zwischen 1939 und 1945 wurden im Rahmen des nationalsozialistischen »Euthanasie«-Programms weit über 240.000 Menschen allein in psychiatrischen Kliniken des damaligen deutschen Reiches ermordet. Ärzte und Psychiater waren maßgeblich an der Rechtfertigung, Planung und Durchführung der Tötungen beteiligt. Eine Vielzahl der in der Ausstellung gezeigten Schicksale entstammt aus der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren und deren Nebenstelle Irsee, einem zentralen Schauplatz der Euthanasie-Verbrechen in Schwaben.
In der Ausstellung werden anhand von kurzen Texten, Schriftstücken, Fotografien und Videointerviews mit Zeitzeugen sowie einzelnen Objekten die verschiedenen Phasen des NS-Vernichtungsprogramms, das Hungersterben und Tötungen durch Medikamente dargestellt. Die Dokumente zeigen unterschiedliche Opfergruppen – Erwachsene, Kinder und Zwangsarbeiter –, die Reaktion von Angehörigen, sowie die Haltung der Ärzte und die Auseinandersetzung in der Nachkriegszeit.
In Kooperation mit dem Stadtmuseum zeigt das Kunsthaus Kaufbeuren vom 6. November bis 22. Februar die Ausstellung »Kunst und Stigma – Grenzgänger zwischen Zwang und Freiheit« mit Kunstwerken von Menschen mit Psychiatrieerfahrung.
Weitere Infos unter:
www.stadtmuseum-kaufbeuren.de
www.kunsthaus-kaufbeuren.de
Foto: Ernst Lossa (* 1. November 1929 in Augsburg; † 9. August 1944 in Irsee), aus der Minderheit der Jenischen, wurde in der zweiten Phase der nationalsozialistischen Euthanasie, der Aktion Brandt, ermordet. Er wuchs in Kinderheimen auf und wurde in der Zweiganstalt Irsee der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren im Alter von 14 Jahren durch Injektion eines tödlichen Mittels ermordet.