Für die Ausstellung »Der Ordnung halber. 77ig-teilig« begibt sich Claudia Geßner auf eine Zeitreise in die 60er-Jahre. Im Zentrum dieser Arbeiten steht die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Frauenbild der damaligen Zeit. Aus alten Papieren, Fotos, Gebetsbüchern, Katalogen und anderen Fundstücken hat die Augsburger Künstlerin mehr als 30 Materialcollagen und Objektkunstwerke geschaffen.
Claudia Geßner selbst steckte während der 60er-Jahre noch in den Kinderschuhen. In ihren Werken stellt sie sich dem vorherrschenden Rollenbild dieser Zeit: die Frau als Mutter, Gattin und Hausfrau mit Interesse am Waschen, Kochen und Kindererziehen. Mit ihrer Kunst wirft sie Fragen auf: Was, wenn die Ideale von schön, ordentlich und fromm aus dem Glanz der 60er-Jahre-Werbung nicht erfüllt werden konnten oder gar nicht dem eigenen Willen entsprachen? Welche der damaligen Werte und Zwänge haben bis heute überdauert? Claudia Geßner weiß diese widersprüchliche Welt voller Schein und Sein, vermeintlich heiler Welt und wirklichem Leben gekonnt in Szene zu setzen.
So auch im Kühlraum der ehemaligen Metzgerei: Dort erwartet die Besucher eine Installation, der die Ausstellung ihren Namen zu verdanken hat: »Der Ordnung halber. 77ig-teilig«. Genau 77 Teller, Tassen und Untertassen stehen fein säuberlich aufgereiht auf dem Boden. Aus Lautsprechern ertönt das Klappern von Geschirr. Man fühlt sich unweigerlich an den sonntäglichen, zum Kaffee gedeckten Esszimmertisch einer (scheinbar?) perfekten Familie versetzt. Dass die Rechnung mit 77 Teilen nicht aufgeht, ist natürlich Absicht.
Die Galerie Extrawurst ist donnerstags, freitags und sonntags von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 29. Juni wird ab 14 Uhr zur Finissage geladen.