Damit vollendete er seine von langer und kompetenter Dirigentenhand geplante Bühnenwerk-Trilogie (in Vorjahren: »Der wunderbare Mandarin« und »Der holzgeschnitzte Prinz«) des ungarischen Komponisten Bela Bartók (1881-1945) und erwies sich einmal mehr als profunder Kenner dieser immer wieder anregenden »Materie«. Hier fand wirklich Staatstheater statt! Ohne Übertreibung muss man den ungarisch inspirierten Abend als überwältigendes orchestrales Ereignis beschreiben - eine Einschätzung, die vom Publikum im Kongress am Park mit langem Jubel bestätigt wurde.
Für die zwei »sagenhaften« Gesangsrollen der Judith und des Herzog Blaubart hatte Héja mit dem international erfolgreichen Sängerpaar Viktória Mester (Mezzosopran) und Levante Molnar (Bariton) eine Idealbesetzung gefunden. Das Libretto (Bela Balazs) fordert den emotionalen Spagat zwischen Obsessionen, Liebesglut, Angst und Entsetzen, lauerndem Misstrauen und euphorischer Hingabe, Größenwahn und Resignation. Genial und dramaturgisch konsequent das Zusammenspiel von ariosen Gesangspartien und Parlandos mit der effektvollen, Bartók-typischen Orchestrierung. Immer wieder arbeitet der Komponist hier mit raffinierten instrumentalen Solo-Einsätzen, bringt Orgel und Celesta ins Spiel, um die Atmosphäre aufzuladen, um den (Seelen)-Räume, die durchschritten werden mit jeweils klar unterscheidbaren kompositorischen Merkmale zu charakterisieren. Französisch-impressionistische Klangfarbigkeit hinterließ ihre Spuren ebenso wie eine an Wagner geschulte Leitmotivik oder folkloristische Elemente, die mit zukunftsweisender Harmonik eine überraschende Plastizität formen. Bei der Folterkammer hinter der ersten Tür erklingen Holzbläser und Xylophon, bei der Waffenkammer kommen natürlich auch die Trompeten zur Ehre.
So raumfüllend, kostbar und facettenreich wie die beiden Vollblut-Interpreten diese Partie - getragen von einem präsenten und leidenschaftlich geleiteten Orchester - ausgestalteten, verwandelten sie vom ersten bis zum letzten Moment das Prädikat »konzertant« in ein musikdramatisches Ereignis um, das auf keiner Theaterbühne spannungsreicher inszeniert hätte sein können. Nacht bleibt es nun ewig…mit diesem Worten klang die 1918 in Budapest uraufgeführte Oper in einem beklemmenden Pianissimo aus, lies keinen Zweifel an der Ausweglosigkeit von Blaubarts Schicksal. Auch vorher war es in der Burg, die er gemeinsam mit seiner neuen Herzensdame Judith betritt, einsam, kalt und finster. Judith will mit ihrer Liebe diese düsteren Hallen wieder mit Leben durchdringen, fordert unerbittlich alle Schlüssel ein, um die Kammertüren zu öffnen, hinter denen sie Blaubarts blutige, tränenreiche Geheimnisse vermutet. Am Ende folgt Judith als Nachtfrau ihren drei Vorgängerinnen ins Dunkel der siebten Kammer und besiegelt so die unüberwindbare innere Einsamkeit dieses märchenhaften Liebespaares.