Seit vielen Jahrzehnten experimentieren Künstler*innen in den unterschiedlichsten Genres mit dem fiktiven oder realen Zusammenprall von Mensch und künstlicher Intelligenz. Sie reflektieren die faszinierende oder fatale Begegnung von menschlicher Emotion und programmierter Reaktion. Als relativ aktuelle Beispiele wären etwa die noch ausstehende Vollendung von Beethovens 10. Sinfonie mithilfe von KI im Expertenteam zu nennen, Ian McEwans Roman »Maschinen wie ich« oder Maria Schraders romantische Liebeskomödie »Ich bin dein Mensch«. Zum Auftakt der neuen Spielzeit des Staatstheaters Augsburg gibt es mit »kinesphere« über die VR-Brille ein mit hohem Logistikaufwand und in Zusammenarbeit mit der Augsburger Kreativagentur Heimspiel produziertes 360-Grad-Ballett-Science-Fiction-Format, das garantiert auch als Live Tanzabend ein analoges Highlight wäre.
Wie die ins neueste Tanzprojekt involvierten 17 Company-Mitglieder schwärmt auch Ballettchef und »kinesphere«-Choreograf Ricardo Fernando von dem unvergleichlichen Ambiente des leer stehenden Reinigerhauses in unmittelbarer Nachbarschaft der Brechtbühne am Gaswerk. Ein »Lost Place« der Extraklasse! Natürlich bedeuteten die nur zehn Grad Hallenraumtemperatur eher grenzwertige Arbeitsbedingungen für die am Projekt Beteiligten. Und doch trugen sogar die Tauben, die während der Proben und der Filmaufnahmen durch die Halle flogen, ihren natürlichen Teil zur atemberaubenden Atmosphäre einer viel zu lange schon brachliegenden Halle bei, die jetzt als urban-coole Kulisse von »kinesphere« auch virtuell in Szene gesetzt wurde. Einer der Protagonisten ist mit dem 533 kg schweren Kuka KR Iontec ein Industrieroboter der neuesten Generation, den der Augsburger Hersteller dem Staatstheater zur Verfügung stellte.