Die Spur des Goldberg-Männles
Die Lauschtouren des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben e.V. laden dazu ein, neue Orte oder auch bekannte Orte neu zu entdecken.
»Lausch-Tourist*innen« haben die Wahl zwischen 20 Thementouren an verschiedenen Orten in Bayerisch-Schwaben. Rund um das Sisi-Schloss in Aichach gibt es beispielsweise Geschichten über die Kindheit, die die spätere Kaiserin zeitweise dort verbracht haben soll, zu hören. In Krumbach können die Teilnehmenden entlang der Kammel ins jüdische Viertel spazieren und dabei unter anderem Erzählungen zur dortigen Mühlenkultur lauschen und bei einer Auto-Audiotour durch den Rieskrater erfährt man allerhand über den Meteoriteneinschlag vor 14,5 Millionen Jahren. Bei jeder Lauschtour kommen Expert*innen aus der Region zu Wort und teilen ihr Fachwissen über Biologie, Geologie oder Geschichte, aber auch skurrile Anekdoten mit den Zuhörenden.
Ein Angebot weckt besonders mein Interesse: Laut einer Sage soll auf dem Goldberg bei Lutzingen eine Ritter-Burg mitsamt ihrem Goldschatz versunken sein. Außerdem soll dort das Goldberg-Männle sein Unwesen treiben. Was es damit wohl auf sich hat? Das möchte ich herausfinden, also nichts wie hin!
Die Vorbereitungen sind unkompliziert und daher schnell erledigt. Besitzt man ein Smartphone, kann man sich schon Zuhause die App Bayerisch-Schwaben-Lauschtour herunterladen und die favorisierte Tour speichern. So sind die Audiobeiträge auch ohne Internet-Empfang abrufbar. Diejenigen, die kein Smartphone haben, können an den Startpunkten einiger Touren iPods leihen.
Auf dem Goldberg
Von Augsburg aus erreiche ich nach einer etwa 45-minütigen Autofahrt Richtung Nord-Westen den Goldberg bei Lutzingen – genauer gesagt die Goldberg Alm, den Startpunkt der Lauschtour. Ich schalte, wie von der App vorgeschlagen, mein GPS ein und nach wenigen Metern wird automatisch der erste Beitrag abgespielt. Nach einer kurzen Begrüßung durch den »Lauschtour-Reporter« bringt mir Historiker Dr. Arnold Schromm bereits die ersten Fakten nahe. Er berichtet, dass sich im Tal hinter mir am 13. August 1704 die Schlacht bei Höchstädt – eine der größten, die es in Europa jemals gegeben hat – zugetragen hat. 100.000 Mann kämpften bei dieser Schlacht im Spanischen Erbfolgekrieg, etwa ein Viertel der Soldaten überlebte diesen Tag nicht. Die grausamen Bilder, die sich in meinem Kopf abspielen, kontrastieren stark mit dem Anblick des sonnigen und ruhigen Tals.
Nun geht es weiter, in den Wald hinein und durch das »Tor zur Sagenwelt« hindurch. Die Route ist durch kleine Schilder gekennzeichnet und auch auf einer Karte in der App wird angezeigt, wo ich mich gerade befinde und wie ich zum nächsten »Lauschpunkt« komme. Dort angekommen erhalte ich dann auch den ersten Hinweis, was es mit dem Goldberg-Männle auf sich hat: Einer Sage zufolge lebt es im Wald auf dem Goldberg und macht sich einen Spaß daraus, plötzlich aufzutauchen und nichtsahnende Spaziergänger*innen zu erschrecken. Wichtig zu wissen ist: Begegnet man diesem Zwerg, dann darf man ihm keine seiner vielen Fragen beantworten. Wer sich nicht an diesen Rat hält und doch eine Antwort gibt, wird sich heillos im Wald verirren. Ohjee, das klingt gar nicht so einfach!
Ich folge der Wegbeschreibung des Reporters und wandere tiefer in den Wald hinein. Vor einem Hügel, auf dem eine kleine Holzhütte steht, befindet sich der nächste Lauschpunkt. An dieser Stelle, so erfahre ich, soll einmal die Goldburg gestanden haben. Die Burg soll dem Rittergeschlecht Lutz gehört haben – daher kommt übrigens auch der Name des Ortes Lutzingen. Doch was ist mit der Burg passiert? Laut einer Sage habe plötzlich die Erde gebebt und die Burg sei mit ihrem Goldschatz im Waldboden versunken, auch die Ritter Lutz seien damals verschwunden. Was mit ihnen geschehen ist, weiß niemand und auch der Schatz wurde bei den vereinzelten Grabungsversuchen bisher nicht gefunden – oder, was natürlich auch sein kann, es gibt einfach niemand zu.
An einem weiteren Lauschpunkt am Waldrand wird erklärt, wie die riesigen Mengen an Wasserdampf entstehen, die aus den Kühltürmen des Kernkraftwerks Gundremmingen entweichen und von hier aus zu sehen sind. Anschließend liefern weitere Expert*innen noch andere wissenswerte Informationen und außergewöhnliche Geschichten über die Gegend rund um den Goldberg.
Infos zur Strecke: Streckenlänge: 3,6 km, Schwierigkeit: leicht, Gehzeit: 1 Std. 40 Min.
Gerne wieder
Nach einem etwa zweistündigen Spaziergang auf meist flachen Wald- und Kieswegen, inklusive kleiner Pausen, um den Ausblick zu genießen, komme ich wieder am Parkplatz bei der Goldberg Alm an. Die Lauschtour hat mich neugierig gemacht, gern hätte ich noch etwas mehr über die sehr unterschiedlichen Themen rund um den Goldberg gehört. Aber für solche Fälle hat der Tourismusverband vorgesorgt: Für all diejenigen, die noch mehr wissen möchten, sind in den Audiobeiträgen weiterführende Museums- und Lektüretipps enthalten. Wer möchte, kann nun zum Abschluss in der überraschenderweise recht großen Goldberg Alm einkehren – laut Speisekarte ist die Auswahl an vegetarischen oder veganen Gerichten allerdings sehr überschaubar. Ich fahre aber nach Hause und werde bei Gelegenheit sicherlich noch die ein oder andere Lauschtour ausprobieren.