Die noch bis 29. Januar 2022 laufende Ausstellung »Sieben Schwaben« in der Galerie Süßkind zeigt insgesamt 129 Arbeiten und Serien der Arbeiten von lokalen Künstler*innen wie Ulo Florack, Peter Jilly, Mike Mayer, Monika Nagl, Reinhard Osiander, Markus Peter und Gernot Thamm. Die Ausstellungen finden fast jährlich unter diesem Namen statt, die Künstler*innen sind dabei aber nicht immer dieselben.
Die Benennung der Ausstellung schien mir mehrdeutig. Ich bin in der russischsprachigen Kultur aufgewachsen und mir sind die »Sieben Schwaben« vor allem aus einem Märchen von den Gebrüdern Grimm bekannt. Ich habe einige Menschen aus der deutschsprachigen Kultur über die »Sieben Schwaben« befragt: Die Galeristin Sybille Terpoorten meinte, dass es sich um einen berühmten Schwank handelt. Ein Rechtsanwalt, mit dem ich manchmal zusammenarbeite, erzählte mir, dass die Wurzeln irgendwo im Mittelalter zu finden seien. In einem der damals häufiger stattgefundenen Kriege zwischen den lokalen Mächten hatten die Bajuwaren die Schwaben besiegt. Um ihren Sieg zu feiern, erschufen sie den Mythos, dass die Schwaben schlechte Krieger seien und übertrugen dies in die witzige Geschichte über die sieben Schwaben. Ein mir bekannter Goldschmied erzählte mir mit einem Lächeln auf dem Gesicht, dass die Rivalität zwischen den Bayern und den Schwaben noch bis heute lebendig sei. Bei der Entscheidung der bayerischen Regierung im Jahre 2004 Augsburg nicht in den Wettbewerb um die »Europäische Kulturstadt 2010« zu senden (obwohl die Augsburger Bewerbung als die beste anerkannt wurde), spotteten angeblich die Entscheidungsträger im Geheimen, dass Augsburg ja gar keine bayerische, sondern vielmehr eine schwäbische Stadt sei. Zweifelsohne haben die Künstler der Ausstellung »Sieben Schwaben« diese Benennung mit viel Selbstironie ausgewählt.
Ich möchte Ihnen in meinem Beitrag nicht meine Meinung über die ausgestellten Arbeiten aufdrängen, da mir einige Arbeiten besonders gut gefielen, meinem Begleiter wiederrum andere. Deswegen bilden Sie sich am besten ihre eigene Meinung über die ausgestellten Werke, die ganz verschiedene Techniken zeigen. Bemerkenswert ist allerdings, dass mit einer Ausnahme von Gernot Thamm, alle Künstler in anderen Berufen ihr tägliches Brot verdienen. Die ausgestellten Arbeiten sollen nicht die Geschmäcker des kaufkräftigen Publikums treffen, sondern entstanden aus einem inneren künstlerischen Antrieb heraus.
Mich wundert immer, wenn manche sagen, sie fahren lieber nach München oder Berlin, um interessante Ausstellungen zu sehen. Die meisten Arbeiten, die mir nachhaltig im Gedächtnis blieben, habe ich in kleinen Ausstellungen gesehen. Da wir derzeit vor Reisen absehen sollen, kann ich Ihnen, liebe Leser*innen, empfehlen, die in Augsburg bestehenden Möglichkeiten mehr zu nutzen. Ich hoffe, dass einige von den ausgestellten Arbeiten auch Sie erfreuen werden.