Der in vorpandemischen Zeiten übliche enorme Andrang zur alljährlichen Eröffnung der »Großen Schwäbischen«, zeigte bislang, welchen Stellenwert diese Kunstschau in der Region hat. Wie befürchtet, fiel die Veranstaltung, bei der auch die jeweilige Preisträger*in gewürdigt wird, diesmal aus, doch ohne Gedrängel lassen sich die wie immer von einer Jury ausgewählten Arbeiten der 67 beteiligten Künstler*innen umso besser erleben.
Die weite helle Halle 1 im Glaspalast, frühere Dependance der Staatsgalerie, in der die Ausstellung bereits zum dritten Mal verortet ist, erweist sich einmal mehr als adäquat, denn die Kunst erhält hier in luftiger Hängung wohltuend Raum. Trotz der Bandbreite ergibt sich in der Zusammenschau – abgesehen von wenigen farbstarken Kontrapunkten wie bei Daniela Kammerer – ein tonal zurückgenommenes Gesamtbild, das in der Ausstellungsinszenierung für ruhige Konzentration sorgt und in gewisser Weise das aktuell zurückgefahrene Leben spiegelt – in Zeiten wie den unsrigen entsteht hier ein Ort des kritischen Nachdenkens. Doch gedämpft bedeutet nicht unbedingt bedrückt, wir wandern nicht durch eine Schau der Depression, auch wenn die aktuelle Situation für viele Künstler*innen schwierig und von Restriktionen gekennzeichnet. Leben in der Pandemie zeigt seine Spuren natürlich auch in der Kunst, es wird beispielsweise lakonisch kommentiert wie in Nina Zeilhofers visuellem Tagebuch »Sketch of the day«.
Wandgebundene Arbeiten bestimmen hier den Gesamteindruck, doch seit einigen Jahren sind immer auch einige installative und mediale Arbeiten zu sehen. Nina Zeilhofer und Karen Irmer zeigen Videoinstallationen, denen man ein wenig Zeit widmen sollte. Zeilhofer untersucht in der audiovisuellen Installation »Metamophose« am Beispiel des Abrisses der »Kantine«, einem Club auf dem Reese-Areal, nachdrücklich unser Verhältnis zum Bauen und der Vernichtung von Bausubstanz. Im Gegensatz zu Zeilhofers rauem expliziten Statement, wirkt Irmers Videoloop »Stable Square« leise und unbestimmt meditativ: in einer sich leise bewegenden Wasseroberfläche spiegelt sich als subtiler Kontrapunkt ein schwach wahrnehmbares Quadrat.
Die große Halle lässt auch die Rauminstallationen und skulpturale Objekte angemessen zur Geltung kommen, wie Nena Cermaks »COMPOSER«, Christine Reiters »Bündel«, Erwin Roths »Inkarnation« oder Alexandra Vassilikians »Checkpoint Jenseits«.
Der diesjährige Kunstpreis wurde ebenfalls für eine Objektarbeit vergeben. Der »Kunstrasen« des Bildhauers Bernd Rummert, eine Skulptur aus Bindedraht und Federringen, ist Teil seines Dauer-Projektes »Versuch, sich einmal um die Erde zu drehen«. Rummerts künstlerische Arbeit ist als Lebenswerk zu betrachten, bei dem, wie die Federringe, die das Gerüst vieler seiner Arbeiten bilden, alles ineinandergreift. Der »Kunstrasen« erweist sich als bewegliches Objekt, schwer, stachelig, tierartig anmutend, das in der Veränderung weiche Formen annimmt und das Licht vielfältig reflektiert. Die Begründung der Jury ist hier (https://a3kultur.de/nachrichten/ausgezeichnet) nachzulesen.
Zur überzeugenden Ausstellung, die bis zum 9. Januar von Dienstag bis Sonntag jeweils 10 bis 17 Uhr zu sehen ist, erscheint ein bebilderter Katalog (18 €) mit detaillierten Informationen zu sämtlichen Kunstwerken. Geplant sind darüber hinaus Führungen und ein virtueller Ausstellungs-Rundgang auf der Website des BBK. Und natürlich können sämtliche Werke käuflich erworben werden …