Organismenrepublik – Brechts Lehrstücke reloaded

... oder wie ein Staat entstehen kann. Von Marion Buk-Kluger
49 Menschen, die je eine Spezies repräsentieren, denken über eine Staatsgründung nach. Hierfür wird eine Verfassung benötigt. Im Saalbau Krone erarbeiteten, debattierten die letztlich anwesenden um die 20 TeilnehmerInnen über Regeln, die auf dem Gebiet in den Wallanlagen am Roten Tor, das für dieses Stadtprojekt zum Brechtfestival auserkoren wurde, gelten sollen.
Doch: Wie schaffen wir es die Unterschiedlichkeit der Spezies zu vereinbaren? Ein Nachmittag in der Brechtfestival-Zentrale, der aufzeigt wie komplex es nun mal ist, Begriffe wie Gleichberechtigung, Arterhaltung, Harmonie, letztendlich die demokratischen Strukturen, zu verankern.
Eine »Ethik der Vulnaribilität« wie sie Kerstin Schloegel-Flierl (vom Lehrstuhl von Umweltethik an der Universität Augsburg) in ihrem Impulsvortrag vorschlug, sollte Einzug finden in die Verfassungskapitel. Diese waren am Ende: Angstfreier Raum, Autonomie, Migration und Harmonie , Dialog, Gleichheit – Klassenlose Gesellschaft, Nahrung, Produktive Störung, Resilienz und Zukunftssicherheit, Schutz, Struktur, Teilhabe, Wohnung, Vielfalt.
Marianne Ramsay-Sonneck und Georg Reinhardt von Club Real, einer Künstler*nnengruppe aus Berlin, führten durch dieses Angebot beim Brechtfestival. »Es ist an die Organismendemokratie angelehnt, die wir in Berlin bereits durchführen.«
Und was hat das mit Brecht zu tun? Marianne Ramsay-Sonneck: »Wir verwenden die Methode der Brechtschen Lehrstücke, bei der Partizipation dazu dient, sich zu verbessern, um letztendlich die Welt besser machen zu können.« Das Projekt soll auch die kommenden Brechtfestivaljahre unter der Leitung von Julian Warner begleiten.
Als nächster Schritt ist die Verabschiedung der Verfassung für die Parlamentarische Repräsentative Demokratie geplant, für Juli 2023, Ort: im Park der Roten Tor-Wallanlagen.



