Der wohl ungewöhnlichste Programmpunkt beim Mozartfest war nicht nur angekündigt, sondern in der Tat auf der Brechtbühne: Der Hidalgo »Box-Salon«. Das innovative Musiktheater-Gastspiel wurde in einem richtigen Boxring aufgeführt. Es traten zum einen die Sopranistin Andromahi Raptis (Staatstheater Nürnberg) und der Pianist und Bechstein-Preisträger Toni Ming Geiger gegeneinander an (im musikalischen Sinne jedoch harmonierend), zum anderen auch echte Boxer im Zweikampf samt Ringrichter.
Und Raptis machte dies gesanglich und von ihrer Spielweise her äußerst intensiv, ließ den Zuschauer stimmlich und mimisch körperlich spürbar eintauchen in diesen Schmerz, der einem widerfährt, wenn man verlassen und voller Trauer am Boden liegt. Wie sie sich durch die Phasen der Verletztheit kämpft: geknickt, dann wieder hoffnungsvoll und am Ende mit Narben, aber wieder aufgestanden, dieses Erlebnis verarbeitet hat, ist beeindruckend. Lieder von John Dowland und Kurt Weill bereichern diese einstündige Gefühls-Achterbahn. Einzig der ankündigte Live-Boxkampf der Sportler aus dem Boxwerk München, Mandela Osborn und Kakande Muzamiru, etwa in der Mitte der Aufführung, ist zu wenig. Man hätte sich durchaus mehr davon während des Verarbeitungsprozesses der Protagonistin gewünscht.
In dieser Szene wird allerdings bewusst, wie wichtig es ist, um Trauer zu verarbeiten, aus sich herauszugehen und den Knock Down als Betrachter im Rückblick genau zu analysieren. Die Sängerin tut das und hat einen beinahe nüchternen Blick auf das Geschehen im Ring, das den Beginn ihres Leidens noch einmal zeigt. Der Live-Boxkampf, wie erwähnt, öfters zu Gesang und Spiel aufgeführt, hätte durchaus gepasst.
Foto: Fabian Schreyer