Mit rund 700 Gästen feierte das abraxas-Sommerfest am letzten Juniwochenende einen neuen Besucherrekord. Das Fest, von Hausleiterin Julia Hüther in den vergangenen Jahren als Highlight im Jahreskalender vieler Augsburger Familien verankert, stand dieses Jahr auch im Zeichen eines Jubiläums: Vor 20 Jahren wurde das in Augsburg einzigartige städtische Kulturhaus eröffnet.
Am Vorabend des Sommerfestes wurde das Jubiläum auch im Rahmen einer Abendveranstaltung begangen. Ein Theater-Parcours führte die BesucherInnen nicht nur durch öffentlich nicht zugängliche Bereiche des Hauses (wie Ateliers und Musikübungsräume), sondern auch dessen wechselvolle Geschichte: Erbaut 1936/37 als Offizierskasino einer Wehrmachtskaserne, wurde es nach 1945 von der US-Armee als Freizeitzentrum für Soldatenfamilien genutzt. Mit dem Abzug der Amerikaner bekam die Stadt Augsburg die Möglichkeit, das Gebäude mitsamt seiner (theater)technischen Infrastruktur zu nutzen.
Die Entscheidung, der freien Kinder- und Jugendtheaterszene im abraxas eine feste Spielstätte zu geben, hat ganz wesentlich zur Profilbildung des Hauses beigetragen. Lange bevor Produktionen für Kinder in den Interessenfokus des Stadttheaters rückten, haben die freien TheatermacherInnen und TheaterpädagogInnen hier ein Kraftzentrum für diese Kunstform etabliert, das mit Workshops, Schul- und Kindergartenvorstellungen in die ganze Stadt ausstrahlt.
Im Kontext von kultureller Bildungsarbeit kommt dem Kindertheater eine besondere Bedeutung zu, weil es schon den Allerjüngsten den Zugang zu künstlerischen Ausdrucksformen eröffnet. Dass besonders in diesem Bereich zukünftige Entwicklungspotenziale für das Kulturhaus liegen, ergibt sich damit konsequent aus der bisherigen Arbeit des abraxas, das vom Kulturamt der Stadt Augsburg betrieben wird. Doch kulturelle Bildung ist eine Querschnittsaufgabe für verschiedene Bereiche der kommunalen Verwaltung. Daher ist es besonders erfreulich, dass sich bei der Podiumsdiskussion im Rahmen des Festakts die Referenten Kiefer (Soziales), Köhler (Bildung) und Weitzel (Kultur) über die Bedeutung der kulturellen Bildung einig waren. Ein erster Schritt zur stärkeren Vernetzung und Systematisierung der Arbeit in diesem Feld war das von MEHR MUSIK!, dem Kultur- und Schulservice Augsburg (KS:AUG) und der Fachstelle für Jugend und Bildung initiierte Treffen von kommunalen und freien AkteurInnen der kulturellen Bildung, das Ende Juli im Kulturhaus abraxas stattfand.
Das Zukunftspotenzial des abraxas liegt aber auch noch in anderen Bereichen: Die einzigartige und angesichts der schwindenden Zahl der Zeitzeugen immer wichtiger werdende historische Rolle des Hauses als architektonisches Mahnmal an die kriegerische Vergangenheit der heutigen »Friedensstadt«, die Nähe zu anderen kreativen Kraftzentren der Stadt – wie Kulturpark West und künftig Gaswerk – und natürlich die in ihm beheimateten MalerInnen, MusikerInnen und Theaterleute bieten reichlich Stoff für spannende Experimente – für die das »x« in abraxas ja seit 1995 programmatisch steht.
Gerald Fiebig hat am 1. Juli die Leitung des Kulturhauses abraxas von Julia Hüther übernommen. Davor wurde das Haus von Ute Legner (1995–2001) und Elke Seidel (2001–2005) geleitet. gerald.fiebig@augsburg.de www.abraxas.augsburg.de