Es müssen Hunderttausende Fotos sein, die Daniel Biskup in seiner langen Karriere als Fotograf generiert hat, und zig Ereignisse, bei denen er zugegen war, um im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken.
Kuratorin Dr. Gudrun Szczepanek hatte die Herkulesaufgabe, hier für die Ausstellung »Rückblende 1982–2022« in der Schwäbischen Galerie im Museum Oberschönenfeld eine überschaubare Auswahl aus dem Œuvre zu treffen (es lief auf 125 Fotos hinaus), sie thematisch zu ordnen und anhand ihrer eine Vorstellung von der Bedeutung Biskups als Chronist und Augenzeuge deutscher und internationaler Geschichte der letzten vier Jahrzehnte zu vermitteln.
Unterwegs seit 40 Jahren
Das Rüstzeug des Künstlers, analoge Spiegelreflexkameras und haufenweise Presseausweise – ohne die kam und kommt niemand so nahe an die großen Namen heran wie er – ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie sein VW Käfer, letzterer allerdings selbst nur noch als Motiv auf den Fotos.
Angela Merkel begleitete er vom No-Name im Bundestag bis zum Großen Zapfenstreich 2021. Ihr ist ein eigenes Kabinett in der Ausstellung gewidmet, mit Aufnahmen, die sie zum Teil in ungeahnt emotionalen Situationen zeigen.
Willy Brandt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder sind ebenfalls vertreten. Sie brachten Biskup den Beinamen »Kanzlerfotograf« ein. Ihn darauf zu reduzieren, dürfte jedoch zu kurz greifen. Prominente aller Couleur profitierten von seiner Kunst: Claudia Schiffer, Udo Lindenberg, Karl Lagerfeld, ja, sogar die greise Leni Riefenstahl oder der medienscheue Anselm Kiefer schauen einem aus den Fotos wie selbstverständlich entgegen.
Historie im Großen und im Kleinen
Stark sind aber auch die Schnappschüsse, die der 1962 in Bonn geborene Biskup schon als frisch zugezogener Zwanzigjähriger in und um Augsburg machte: Jugendkultur der 1980er Jahre, amerikanische Soldaten in Pfersee oder Faschingsumzüge in der Region; immer steht der Mensch bei Biskup im Mittelpunkt, nicht selten mit Witz und Ironie.
Bis heute sucht Daniel Biskup die Orte auf, an denen Geschichte geschrieben wird, und versucht, die Menschen dahinter zu entdecken: Die ukrainische Maidan-Revolution 2013/2014 ist in der Ausstellung ebenso präsent wie der Brexit am Beispiel seiner Befürworter*innen und Gegner*innen. Wir erfahren hier nicht nur von den Menschen vor der Linse, sondern auch von einem, der die Welt unermüdlich »er-fahren« und von ihr erzählen will.
Die Ausstellung »Rückblende 1982–2022« ist noch bis zum 10. Juli 2022 im Museum Oberschönenfeld zu sehen. In Zusammenarbeit mit der VR Bank Augsburg wird ein Katalog dazu erscheinen.
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