Eine kurze feierliche Eröffnung mit Politprominenz muss sein, so auch in diesem Jahr. Moderiert von a3kultur-Autorin Marion Buk-Kluger mussten sich OB Eva Weber und Kulturreferent Jürgen Enninger, Intendant André Bücker und das Leitungsduo des Festivals Tom Kühnel und Jürgen Kuttner aber nur kurz ein paar Fragen stellen lassen. Nachdem man alles Wichtige oder Unwichtige erfahren hatte, hob sich der imaginäre Vorhang für das Brechtfestival 2022.
Kühnel und Kuttner inszenierten zur Eröffnung »Morgen wird auch ein schöner Tag, sagte die Eintagsfliege« und widmeten diesen Theaterabend ganz dem Künstler und Menschen Thomas Brasch. In einer Art Guckkasten, der die Bühne stark verkleinerte, agierten die fünf Schauspieler*innen, übten sich in Lip Sync, musizierten und sangen. Sie erzählten (mehr als dass sie spielten) die schicksalshafte Geschichte eines Mannes und seiner Beziehung zur Welt, zur Bundesrepublik, zur DDR und vor allem vom Verhältnis eines Sohnes zu seinem Vater anhand von Texten von und über Thomas Brasch, Interviews und Videoaufnahmen. Brasch, Sohn eines jüdischen Exilanten und späteren stellvertretenden Kulturministers der DDR, gilt als Unruhestifter, kann nicht schweigen, bäumt sich gegen die Herrschenden auf, die ihn niederringen wollen. Schließlich verlässt er das Land und verliert sich im Schutt der Wiedervereinigung.
Der Theaterabend erzählt eine deutsche Geschichte, angefangen beim Trauma des Faschismus bis hin zum Niedergang der DDR, und ist ein guter Anlass für ein erstes Kennenlernen von Brasch – schließlich ist Kuttner überzeugt davon, dass man Brasch und sein Werk hier in Augsburg kaum kennt. Der starke Auftakt des Festivals über den geistigen Brechtenkel erhielt, zu Recht, großen Applaus vom Festivalpublikum.
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