Ein mobiles Theaterzelt für eine begrenzte Zeit mitten in der Stadt, mit den Aufführungen einen Platz verändern, nahe am Zuschauer sein – mit diesem Konzept reisen die Kulturnomaden von Comoedia Mundi seit über 30 Jahren durch das Land. Erstmals in Augsburg gastierte die Gruppe in den 1980er-Jahren auf dem Elias-Holl-Platz. Mit diesem Gastspiel trug das Ensemble maßgeblich dazu, den Standort für die kulturelle Nutzung zu öffnen. Mit »La Piazza« etablierte sich dort ein internationales Theaterfestival.
Seitdem hat sich viel verändert. Gerne hätten Comoedia Mundi ihr Zelt wieder auf dem Elias-Holl-Platz aufgeschlagen. Aus bautechnischen Gründen war dies nicht zu machen. Auch mögliche Alternativen wie die Parkanlage am Roten Tor oder der Kleine Exerzierplatz waren von städtischer Seite nicht zu bekommen. Nur die Gastfreundschaft des Kulturparks West ermöglichte kurzfristig das geplante Gastspiel. Seit wenigen Tagen campieren die Künstler nun zwischen Kantine und Bombig. »Heimat kann immer dort entstehen, wo Gastfreundschaft über Sachzwänge siegt«, schreiben die Theaterkünstler vielsagend auf ihrer Homepage.
Leider entspricht der neue Standort nicht dem Konzept der Gruppe. Das Zelttheater muss von den Menschen gesehen werden, es muss an einem öffentlichkeitswirksamen Platz stehen, mit seiner Umgebung in Interaktion treten können. So schön es auch ist, dass Comoedia Mundi überhaupt wieder nach Augsburg kommen konnte: Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Stadt den Theatermachern keinen zentrumsnahen Platz zur Verfügung gestellt hat. Entsprechend niedrig waren die Besucherzahlen zum Start am 9. Oktober: Lediglich 20 Personen wollten die Premiere von »Ulenspiegel« sehen.
Das größte Problem des einmaligen Projekts ist und bleibt auch nach 30 Jahren seine Finanzierung. Der Aufwand für die Gruppe gleicht dem einer Bühne in einem festen Haus, nur dass bei Comoedia Mundi auch noch der Theaterbau und der Lebensraum der Mitglieder mit auf Tour gehen. Augsburg ist für wenige Wochen um eine Attraktion reicher – und kaum einer bekommt es mit. Eines der letzten Tourneetheater mit eigenem Zelt hätte es verdient gehabt, sich entsprechend präsentieren zu können – in Städten wie Frankfurt, Erlangen oder Nürnberg war das möglich.
Noch bis zum 26. Oktober gastieren Comoedia Mundi im Kulturpark West. Neben »Ulenspiegel« steht auch das Kinderstück »Frau Sonntags Woche« auf dem Programm. Übrigens: Hartz-IV-Empfänger zahlen nur einen Euro Eintritt. Alle Termine finden Sie unter: