Bernd Rummert sagt zu seinem Objekt »Kunstrasen«, 105 × 65 und 2 cm dick, in der Anordnung variabel: »Die Arbeit ist Bestandteil des Projektes ›Versuch, sich einmal um die Erde zu drehen‹, das ich seit 1986 umsetze. Ich habe Bindedraht mit 2 mm Durchmesser in 10,5 cm lange Stücke geschnitten. An jedem Teil wurde an einem Ende eine Spirale gedreht. Die entstandenen Stücke werden mit blanken Federringen verbunden, sodass daraus eine netzartige Bodenarbeit entsteht. Alle Produktionsvorgänge sind per Hand vollzogen.«
»Kunstrasen« ist unspektakulär, still sowohl von der Größe als auch vom Material her. Einfacher Bindedraht, in Form gebracht. Rummerts Objekt »Kunstrasen« ist eine Frage an uns, an unsere Zeitlichkeit, unseren Bezug zur Zeit, an unsere Art zu leben, unsere Art zu konsumieren. Der Grundschlag, also quasi die Drehung mit der Zange, sozusagen der »Beat«, bestimmt Bernd Rummerts Werk. Drehung um Drehung, vergleichbar dem Knüpfen eines Teppichs, entsteht in meditativer Arbeit sein Objekt.
In dem lyrischen Bindedrahtobjekt addieren sich die einzelnen Federdrähte zu Bündeln, wirken wie lockere Linienraster, die immer wieder neue, variable Zeilenrhythmen improvisieren. Rummert ermuntert den Betrachter, sein Objekt zu bewegen. Durch die metallene Schwere formieren sich die Drähte zu immer neuen, dichten Bildern. Es entstehen bei näherer Betrachtung Landschaften und düstere Schlachtenbilder, dichte Wälder oder Moorlandschaften vor dem inneren Auge. Die Lichtreflexe der Anschnitte des Bindedrahts regen die Fantasie an und verhelfen dem Gebilde zu Lebendigkeit.
»Kunstrasen« ist das sichtbare Zeichen einer inneren, sehr persönlichen und stillen Auseinandersetzung des Künstlers mit existenziellen Fragen. Für die eindrucksvolle Arbeit »Kunstrasen« mit dem konzeptionellen Ansatz, der konsequenten Umsetzung und Ausführung vergibt die Jury den Kunstpreis der Stadt Augsburg an Bernd Rummert.